TEILNAHME AM SCHREIBWETTBEWERB «BRAINTALENT»

 
Anna Keller - Gewinnerin des Schreibwettbewerbs

Anna Keller, 12 Jahre, aus Gipf-Oberfrick

 

 

Schreibwettbewerb «Braintalent»

Der Lehrmittelverlag BRAINTALENT® GmbH hat im vergangenen Winter zum zweiten Mal einen Schreibwettbewerb veranstaltet, welcher das Ziel hat, Kinder und Jugendliche der Klassen 4 bis 6 mit einem Schreibtalent zu fördern. Da ich noch kaum je eine so schreibbegabte Klasse unterrichten durfte wie momentan, entschied ich mich, mit der Klasse P6a an diesem Wettbewerb teilzunehmen. Der Auftrag war klar beschrieben: «Schreibt eine spannende Geschichte über die «Die Waldinis», ein Volk, welches im Wald lebt und viele Abenteuer bestreitet.»

Um die Waldinis kennen zu lernen, tauchten wir im Unterricht in das erste Buch «Die Waldinis - Das Volk im Wald» ein, lasen Geschichten und trugen diese einander vor. So lernten die Kinder das Volk der Waldinis, ihre Lebensweise und ihre Charaktere kennen.

Worum geht es in den Geschichten? Die Waldinis sind ein ganz liebes und fleissiges Volk, das im Einklang mit der Natur im Wald lebt. Es gibt einen Bäcker, einen Coiffeur, eine Schule und vieles anderes mehr. Am Abend versammeln sich die Dorfbewohner bei schönem Wetter meist auf dem Dorfplatz. Dann wird gefeiert und getanzt, jeweils bis tief in die Nacht hinein. Am Ende des ersten Buches taucht plötzlich ein grosses Problem auf. Der Fluss neben dem Waldini-Dorf wird eine immer grössere Bedrohung. Es steht ausser Frage, dass die Waldinis ihr Hab und Gut zusammenpacken und einen neuen Platz für ihr Dorf suchen müssen.

 

Mit Fantasie und Witz zur Gewinnergeschichte


Die Kinder konnten nun eine Geschichte vom Umzug, einem Abenteuer unterwegs oder eine Geschichte zur Ankunft am neuen Ort schreiben. Im Verlauf des Frühlings sind ganz viele fantasievolle und witzige Fortsetzungsgeschichten entstanden. Kurz vor den Sommerferien erreichte uns dann die freudige Nachricht, dass die Geschichte von Anna Keller zu den Gewinnergeschichten gehört und im zweiten Waldini-Buch publiziert wird.

Wenn Sie Lust haben, dürfen Sie bereits jetzt Annas Geschichte lesen! Viel Spass dabei!

Judith Haas Meier
Fachlehrperson Deutsch, Klasse P6a

 

Die Gewinnergeschichte von Anna Keller, 12 Jahre, aus Gipf-Oberfrick

«Priscillas Reisekollektion»

Das ganze Waldinivolk war unterwegs auf der Suche nach einem neuen Wohnort. Unterwegs liefen sie am immer mehr ansteigenden Fluss entlang und durch den grossen Wald. An einem wunderschönen Frühlingsmorgen, als alle anderen Waldinis noch in ihren Zelten aus Blättern schliefen, war die Dorfschneiderin Priscilla bereits wach. Sie wollte die Stille ausnutzen und im Wald nach neuen Materialien für ihre nächste Kollektion suchen. Dass die anderen Waldinis nicht besorgt waren, liess Priscilla ihnen eine Nachricht auf einem Blatt da auf dem stand: Liebe Waldinis, ich gehe etwas in den Wald, um Ideen für neue Kleider zu finden. Macht euch keine Sorgen, ich bin bald wieder da, damit wir pünktlich aufbrechen können. Liebe Grüsse, eure liebe Priscilla.

«Die Stille hier im Wald ist wunderschön, da kommen meinem kreativen Kopf schon ganz viele Ideen», freute sich die Schneiderin. Sie hielt Ausschau nach allem Möglichen, mit dem man nur im entferntesten Sinn ein Kleidungsstück herstellen konnte. Da stachen Priscilla ein paar hellgrüne, lange Lianen ins Auge, die von einem Baum runter hingen. An den Lianen wuchsen wunderschöne, sternförmige, violette Blüten. Priscilla staunte: «Wow, so etwas Schönes habe ich ja noch nie gesehen!» Voller Begeisterung schnitt sie einige Lianen ab und machte sich auf den Weg zurück zu den anderen Waldinis.

Von ihnen wurde sie freudig begrüsst. «Was hast du denn da mitgebracht?», fragte Layla, Priscillas neugierige Freundin, als sie die Lianen sah. «Die habe ich im Wald gefunden. Als ich sie sah,  bekam ich gleich tausende von Ideen, was ich mit ihnen machen kann. Zum Beispiel schöne Oberteile.», schwärmte die Schneiderin. Da näherte sich der Bürgermeister und meinte: «Es ist schön, dass du so viele Ideen hast, aber jetzt müssen wir zuerst noch etwas weiterwandern. Beim nächsten Lagerplatz kannst du deiner Kreativität freien Lauf lassen.» Sie nickte, auch wenn sie lieber jetzt gleich begonnen hätte. Alle begannen ihre Zelte abzubauen und ihre Sachen zu packen. Bevor sie sich auf den Weg machten, hielt der Bürgermeister noch eine kurze Rede: «Liebe Waldinis! Jetzt geht unsere Reise weiter. Auch wenn wir erst sehr traurig waren, dass wir unser geliebtes Dorf verlassen mussten, aber ich hoffe, dass wir eine glückliche Reise haben werden und dass wir einen schönen Ort finden, an dem wir neu beginnen können!» Alle Waldinis begannen zu jubeln und dann machten sie sich auf den Weg.

Der Tag verlief ganz friedlich. Die Waldinis hatten alle viel Spass und redeten und sangen Lieder, während sie wanderten. In Priscillas Kopf schwirrten die ganzen Ideen für ihre neue Kollektion herum. Sie konnte es kaum erwarten, mit dem Schneidern zu beginnen. Als die Waldinis endlich einen guten Ort für ihr Nachtlager gefunden hatten, fing Priscilla gleich an. Sie hatte vor, mit den Lianen T-Shirts zu schneidern. Die ganze Nacht arbeitete die Dorfschneiderin an ihren neuen Shirts. Sie konnte mit diesen Ideen im Kopf nicht mal ans Schlafen denken. Layla half ihr dabei, denn auch sie war eine sehr kreative Waldini-Frau und hatte ebenfalls hunderte von Ideen in ihrem Kopf. Die beiden Freundinnen schnitten, knüpften, nähten und bastelten mit der grössten Freude und dem grössten Eifer. Erst als sie die ersten beiden Modelle fertiggestellt hatten (etwa um 3.00 Uhr), gingen sie ebenfalls in ihre Blätterzelte und schliefen.

Am nächsten Morgen wurde Priscilla von dem lauten Vogelgezwitscher geweckt. «Jetzt kann ich den anderen Waldinis endlich meine neuen Shirts zeigen. Sie werden begeistert sein!», freute sie sich. Priscilla war keine eingebildete Frau, aber sie hatte viel Selbstvertrauen und bei diesen Shirts hatte sie sowieso ein sehr gutes Gefühl. Die Dorfschneiderin verliess ihr Zelt mit den Lianen Shirts im Arm. Draussen rief sie: «Liebe Waldinis! Kommt mal alle her! Ich habe mit Layla neue Shirts kreiert. Allerdings erst 2 Prototypen. Wer möchte ein Shirt anprobieren?» Die Waldinis kamen nach und nach aus ihren Zelten heraus. Als sie die Shirts sahen, waren sie begeistert. Der Bäcker Luftibus meldete sich: «Ich würde gerne ein Shirt anprobieren. Die sehen ja richtig toll aus!» «Danke!», antwortete Priscilla ihm, «hier.» Sie reichte eines der Shirts. Luftibus nahm es an und verschwand in sein Zelt, um sich umzuziehen. Die Coiffeuse Frau Charlie meldete sich ebenfalls zur Anprobe. Priscilla freute sich darüber, dass ihre Shirts den Waldinis gefielen. Das war einer der Gründe, weshalb sie eine Ausbildung zur Schneiderin gemacht hatte, um andere glücklich zu machen. Nach einigen Minuten kamen Luftibus und Frau Charlie wieder aus ihren Zelten. «Wow!» Alle staunten. Die Shirts sahen wunderschön aus! Priscilla und Layla hatten ganze Arbeit geleistet! «Super Priscilla und Layla!» Die Waldinis gratulierten den beiden Modeheldinnen. Der Bürgermeister holte gleich Gläser zum Anstossen. Er füllte sie mit Morgentausaft und dann ging das Fest los. Sie hatten riesigen Spass.

 

«Hilfe!!! Hilfe!!!», unterbrach ein lauter Schrei das fröhliche Fest. Die Waldinis sahen sich panisch um. Wer war das? Der Hilferuf kam von dem Bäcker Luftibus. «Ich kriege keine Luft!», ertönte nun auch ein zweiter Schrei. Dieser kam von Frau Charlie. Priscilla rannte zu den beiden: «Was ist passiert?!» Luftibus und Frau Charlie hatten knallrote Köpfe. Da sah Priscilla, woran es lag. Die Lianenshirts hatten sich ganz fest zusammengezogen! Schnell halfen die Waldinis den beiden. Nach einigen Ziehversuchen holte der Forscher Albertus Einholz ein Messer. Er machte kurzen Prozess und schnitt die Shirts auseinander. Luftibus und Frau Charlie atmeten tief ein und aus. «Danke!», keuchten sie erleichtert. Nachdem die Beiden sich ein neues Oberteil angezogen hatten, fragte Priscilla mit leichter Angst in der Stimme (weil sie befürchtete, dass es ihre Schuld war): «Könnt ihr uns erzählen, was genau passiert ist?» «Ja», der Bäcker nickte. «Nach einiger Zeit fühlten sich deine Shirts irgendwie eng und komisch an. Und dann begannen die Lianen sich zu bewegen und würgten uns. So bekamen wir keine Luft mehr.» Wie schrecklich! Plötzlich begann Priscilla zu weinen, es war alles ihre Schuld! Layla kam zu ihr und nahm sie in die Arme: «Das ist nicht deine Schuld! Du konntest ja nicht wissen, dass das irgendwelche Würge-Lianen sind. Und die Shirts waren auch wirklich sehr schön! Mach dir keine Vorwürfe.» Sie nickte und wischte sich die Tränen ab. Laylas Worte haben ihr sehr geholfen. Wie schön so eine Freundin zu haben! Auch Luftibus und Frau Charlie waren ihr nicht böse. Im Gegenteil, sie umarmten Priscilla und sagten, dass es nicht ihre Schuld war. «Trotzdem, es tut mir sehr leid, das war nicht meine Absicht. Sobald wir einen neuen Ort für unser Dorf gefunden haben, werde ich für euch alle neue Klamotten entwerfen, natürlich mache ich dann zuerst einen Sicherheitscheck. So etwas wird mir nicht noch einmal passieren, das verspreche ich euch, nein, ich schwöre es euch», verkündete Priscilla. «Toll! Wir freuen uns schon!» Alle waren begeistert. Der Bürgermeister holte neue Krüge mit Morgentausaft und füllte die Gläser der Waldinis erneut. In sein eigenes füllte er am meisten von dem köstlichen Getränk. Er hatte eine kleine Sucht, das war jedoch sein Geheimnis. Der Bäcker Luftibus brachte auch noch einige dunkle Blätter. Die Waldinis genossen das Essen und den Morgentausaft. Sie waren glücklich und hatten den Zwischenfall mit den Lianen bereits schon wieder vergessen.